Das Abenteuer in der Schöllenen
Sagenwelt

Von einem Mann in Altdorf hatte ein stattlicher Andermatter eine bedeutende Summe zugut. Um diese endlich einzutreiben, nahm er auf Anstiften seiner Gattin den Weg unter die Füsse und schon stieg in aller Herrgottsfrühe seinem Schuldner auf die Bude. «Jä, wisset ihr de nitt, dass ich mich g'leit ha und bankrott bi?« fragt der Altdorer. «Herrschaft, Donnerwetter! Wennd-di g'leit hesch, i will di scho wider üffstellä!», brüllte ihn der Ursner an. Aber auch mit allem Fluchen und Schimpfen kann er keinen Rappen aus ihm herauspressen und muss ohne Geld wieder zu Fuss dem Oberlande zu.

Wie er sich gegen Abend dem Dorf Göschenen näherte, begegnete ihm ein altes Weiblein ohne Kopf. Das hat ihm ganz und gar nicht gefallen. Nichtsdestotrotz kehrte er «i d's Hittli» ein und stärkte sich für den strengen Marsch durch die wilde Schöllenen mit ein paar Schöpplein vom kräftigen, roten Italiener.

«Und jetz, wiä goht's?»: In der Nähe von der Teufelsbrücke, beim Fehdenegg, da liegt «äs mächtigs Ding i d'r Stross», so dass der Wanderer nicht daran vorbeikommt. Da «hed är z'erscht b'bättet und 'kryzget, und drnah, wo das nytt het wellä fruchtä, flüechet är alli Wetterzeichä.»

Jetzt wälzte sich das Ungetüm zur Seite und liess den mutigen Wanderer vorbei, der danach glücklich, wenn auch schreckerfüllt zu Hause anlangte. «Aber am andärä Morgä hed'r doch à Grind g'hä wiännä Bychorb. Und mengä Tagg isch är gar nit wärt gsy.»

Überliefert von Josef Maria Russi, aus der Sagen-Sammlung von Spitalpfarrer Josef Müller
Sprecherin: Myriam Planzer
Tonaufnahmen: Florian Arnold